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Das Dragoner-Chörli. Foto: Andreas Häusler
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Geschichte wurde lebendig – 150 Jahre Christkatholische Kirche im Wegenstettertal

(ha/im) Einen besonderen Gottesdienst feierte die christkatholische Kirchgemeinde im Wegenstettertal am Sonntag, 26. Oktober. Zum 150-jährigen Bestehen der christkatholischen Kirche wurde die Zeit nicht nur um eine Stunde auf Winterzeit zurückgestellt, sondern der Gottesdienst gleich um 150 Jahre in die Vergangenheit versetzt.

Die Priesterin Hannah Audebert – alias eine sozial engagierte Kriegsmigrantin und Diakonisse – fragte zu Beginn: «Ist nicht jeder Gottesdienst eine Art Zeitreise – ein Reenactment?» Die Geschichte Jesu werde lebendig, wenn man sich an sie erinnere. Es gehe nicht um ein Nachspielen, sondern darum, in eine lebendige Geschichte einzutauchen. Dabei helfe es, wenn alle Sinne angesprochen werden.

Spannende Geschichte
In einem szenischen Dialog führten Andrin Hug und Yvonne Hasler zurück in die Zeit der Entstehung der Christkatholischen Kirche – geprägt vom Krieg zwischen Deutschland und Frankreich, der Industrialisierung und dem Kulturkampf zwischen Papsttum und liberalen Kräften.
Das Dragoner-Chörli, bestehend aus Männern, die vor über 50 Jahren ihren WK in Zuzgen absolvierten, sang mit beeindruckender Präzision und berührte die Zuhörenden tief.

Rückblick mit Tiefgang
Kirchenpräsident Urs Schlienger und die Mitglieder des Kirchenrats traten in historischen Kleidern des 19. Jahrhunderts auf, die vom Fricktaler Museum zur Verfügung gestellt wurden. Schlienger begrüsste die Gäste aus den drei Landeskirchen und aus der Politik. In seiner Ansprache erklärte er anschaulich und mit persönlicher Note, wie die Christkatholische Kirche entstand: Man verteidigte, was einem wichtig war – oft mit einfachen Mitteln, wie die historischen Gewehre und Mistgabeln symbolisch zeigten.
Anfangs wurde heftig darum gerungen, wer wo Gottesdienst feiern durfte. Da Rom den Römisch-Katholiken untersagte, denselben Kirchenraum wie die Christkatholiken zu nutzen, wichen Letztere zunächst in den Pfarrspycher aus. Im Jahr 1902 wurde auf der anderen Strassenseite die neue römisch-katholische Kirche eingeweiht – seither gibt es in Zuzgen zwei Georgskirchen.

Pfr. Niklas Raggenbass alias Bischof Eduard Herzog. Foto: Fritz ImhofWorte des ersten Bischofs
Im Mittelpunkt des Gottesdienstes stand Priester Niklas Raggenbass, der den ersten christkatholischen Bischof Eduard Herzog verkörperte. Er hatte sich intensiv mit dessen Leben und Wirken beschäftigt und stellte ihn so authentisch dar, dass man glauben konnte, der Bischof sei persönlich anwesend. Von der Kanzel predigte er mit den Worten Herzogs über die Kraft des Glaubens – Worte, die auch heute noch aktuell klingen. Sein Priestergewand und die Gebete waren originalgetreu gestaltet.
Die 150 Jahre wurden symbolisch durch 150 Schokoladenkugeln dargestellt, die Kinder auf den Altarstufen aufreihten und am Schluss an die Besucherinnen und Besucher verteilten.
Nach dem Gottesdienst wurde im Zuzger Gemeindesaal bei köstlicher Suppe mit Spatz lebhaft weiterdiskutiert – über die Wurzeln, das Selbstverständnis und die Zukunft dieser kleinen, aber engagierten Kirche im Fricktal.

Blick in Vergangenheit und Zukunft
Zurzeit ist in der Kirche Hellikon eine Wanderausstellung zur Geschichte der Christkatholischen Kirche zu sehen – jeweils am Sonntagnachmittag und auf Anfrage. Am 23. November um 14 Uhr findet dort ein moderner Gottesdienst statt.
So verband sich an diesem Tag der Blick in die Vergangenheit mit dem Vertrauen in die Zukunft. 

Erstes Bild: Das Dragoner-Chörli. Foto: Andreas Häusler
Zweites Bild: Pfr. Niklas Raggenbass alias Bischof Eduard Herzog. Foto: Fritz Imhof