(pd) Die Gewährleistung einer bedarfsgerechten, finanzierbaren und qualitativ hochstehen den Gesundheitsversorgung – für den Aargauischen Seniorenverband (ASV) soll diese Vision des Kantons Aargau Ziel sein und nicht eine Vision bleiben. Mit gutem Grund befasste sich der ASV deshalb an seinem hochkarätig besetzten ersten Themenanlass mit Gesundheitspolitik.
Die Präsidentin Esther Egger, welche durch den An lass führte, durfte nebst dem zahlreich erschienenen Publikum Regierungsrats Jean-Pierre Gallati sowie Grossrat Dr. Tobias Hottiger, Arzt, Grossrätin Edith Saner, Präsidentin der vaka (Verband der Spitäler, Klinken und Pflegeinstitutionen) und Dr. Martina Sigg, ehem. Grossrä tin und Apothekerin, willkommen heissen.
Altersbilder
Der Anlass wurde eröffnet mit einem Film zur Wanderinstallation Alt? Bilder und Gedanken zum Alter. Mit Fotografien und Erzählungen durfte das Publikum zum einen die Perspektiven junger Menschen auf das Alter und zum anderen Menschen hinter den fotografierten Gesich tern – ihre Vergangenheit und ihre Gegenwart - kennen lernen. Die Installation ist bis zum 8. Oktober 2021 im Stadtmuseum Aarau zu besichtigen und geht danach „auf Wanderschaft“.
Sie soll die Bevölkerung - und im speziellen auch Schülerinnen und Schüler - anregen, den eigenen Blick auf das Gegenüber und auf die eigenen Altersbilder zu schärfen und zu präzi sieren.
Strategische Grundlage für die Gesundheitspolitik
Die aktuelle Gesundheitspolitische Gesamtplanung (GGpl) datiert aus dem Jahre 2010 und wird zurzeit überarbeitet. Regierungsrat Jean-Pierre Gallati erläuterte die Schwerpunkte und wies darauf hin, dass sich die Kantone leider in einem sehr engen Korsett von Bundesvorga ben bewegen müssten. Das Planungswerk legt übergeordnete Zielsetzungen, Strategien und Schwerpunkte für das Gesundheitswesen fest. Gleichzeitig wird damit die Grundlage für die Revision von gesetzlichen Grundlagen wie Pflegegesetz, Spitalgesetz, usw. gelegt.
Regierungsrat Gallati versicherte, dass aufgrund der demografischen Entwicklung die Be dürfnisse der älteren Menschen zwingend in die GGpl einfliessen müssen. Der ASV wird sich auf verschiedenen Ebenen in die Diskussion einbringen.
Domäne der Gemeinden
Alterspolitik ist eine Domäne der Gemeinden und diese berappen die Kosten der ambulanten und stationären Langzeitpflege. Regierungsrat Gallati zeigte auf, wie wichtig Koordination und Steuerung durch die Regionalplanungsverbände in Bezug auf die Bettenrichtwerte in Pflegeeinrichtungen sind. Leider variiert die Bettendichte immer noch zwischen ca. 15 und 17 %. Ziel wäre ein tieferer Prozentsatz und eine stärkere Verlagerung in den ambulanten Bereich, sprich Spitex. Ältere Menschen mit wenig Pflegebedarf sollten möglichst lange zu Hause bleiben können, was ja meist auch deren Bedürfnis entspricht.
Leitsätze Alterspolitik
Positiv wurde zur Kenntnis genommen, dass im Kanton Aargau zurzeit auch die 11 Leitsätze zur Alterspolitik überarbeitet werden. Dr ASV ist mit Vertretungen in diese Arbeit eingebun den und kann die Anliegen der älteren Menschen direkt einbringen.
Elektronischen Patientendossier (EPD)
Das EPD soll zukünftig die selbstständige Einsicht und Verwaltung der persönlichen Patien tendaten, eine Verbesserung der Behandlungsqualität und des Informationsflusses zwischen den involvierten Fachpersonen und Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen bringen. Aus dem Publikum kamen denn auch entsprechend viele Fragen zu Strukturen, Möglichkeiten, Datenschutz etc., die vom ebenfalls anwesenden Geschäftsführer von eHealth Aargau und Verantwortlicher für das EPD im Aargau teilweise beantwortet werden konnten. Es bleibt ge mäss seinen Aussagen jedoch noch einiges zu tun.
Gesundheitspolitik - eine Frage der Finanzen
Die engagierte und fachlich hochstehende Podiumsdiskussion erörterte Schwachstellen und
Schwierigkeiten in der Gesundheitspolitik. Unterstützt wurden zwar die Aussagen des Regie rungsrats, dass eine erfolgreiche Gesundheitspolitik ohne gesicherte Finanzierung nicht möglich sei. Das Podium war sich jedoch einig, dass trotzdem Visionen und neue Projekte eine Chance haben müssten. Der präventive Charakter vieler Massnahmen wie z. B. Stär kung und Unterstützung pflegender Angehöriger, bessere Informations- und Koordinations möglichkeiten sowie eine bessere finanzielle Beteiligung der öffentlichen Hand an Betreu ungsleistungen sei unbestritten. Ebenfalls Handlungsbedarf wurde festgestellt in Bezug auf den herrschenden Mangel an HausärztInnen und an qualifiziertem Pflegepersonal.
Dem interessierten und aktiv mit diskutierende Publikum konnten zwar Lösungsansätze auf gezeigt werden, der Politik bleibt die Aufgabe, diese aufzunehmen und gezielt weiterzuverfol gen. Einhellig bestand die Meinung, dass eine gute Gesundheitspolitik ohne Selbstverant wortung unserer Gesellschaft nicht realisiert werden kann.