(pd) Am 11. Juni kommt der Jahresbericht 2024 des Kirchenrats der Reformierten Kirche Baselland zusammen mit der Rechnung vor die Frühjahrssynode, bevor der grosse Wechsel im Kirchenrat und seinem Präsidenten ansteht. Ein Schwerpunkt im Amtsbericht mit Ausblick ins laufende Jahr ist das soziale Wirken der neuen Fachstelle Diakonie in der Seelsorge und Begleitung im Alter sowie in der Freiwilligenarbeit. Die Jahresrechnung 2024 der ERK BL schliesst im Plus.
Der 71. Amtsbericht des Kirchenrats der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Landschaft (ERK BL) erscheint in frischer Form und ist ein inhaltsreiches Werk mit über 80 Autor:innen. Im Jahresbericht 2024 der ERK BL legt die Kantonalkirche – Kirchenrat, Verwaltung, Fachstellen und Spezialpfarrämter – Rechenschaft ab über die vielfältigen gemeinnützigen Leistungen und das mannigfaltige Engagement als offene, weitum vernetzte Baselbieter Landeskirche.
«Als Kirche und Gesellschaft weiterhin zusammen wachsen»
Das Leitmotiv des Jahresberichts der ERK BL lautet «Zusammen wachsen / zusammenwachsen». «Das Gemeinsame und Gute zu fördern, für Solidarität, Respekt und Freiheit einzustehen, die Stimme zu erheben gegen Ungerechtigkeit, Angst und Ausgrenzung»: «Nur so können wir in Kirche und Gesellschaft weiterhin zusammen wachsen und zusammenwachsen», schreibt Kirchenratspräsident Christoph Herrmann in der Einleitung. «Als Gemeinschaft im Glauben an Jesus Christus wachsen und als Gemeinschaft zusammenwachsen für das Leben und die Menschen, um das geht es.»
«Das Zusammenkommen unterschiedlicher religiöser Traditionen ist kein Selbstzweck», schreibt die Theologin und Religionsexpertin Claudia Hoffmann, die den Runden Tisch der Religionen beider Basel leitet, im Vorwort. «Es soll ein zusammen Wachsen ermöglichen – in gegenseitigem Respekt, Vertrauen und Dialog. So wird aus dem Nebeneinander ein echtes Zusammenwachsen.»
Im Oberbaselbiet zusammenwachsen
Zu den Meilensteinen und Höhepunkten im Berichtsjahr 2024 der ERK BL zählen:
− Start der neuen Fachstelle Diakonie und das Projekt «Spiritualität und Seelsorge im Alter»
− Gesamterneuerungswahlen in den Kirchgemeinden im Baselbiet für ihre Kirchenpflegen (Leitung der Kirchgemeinde) und Synodalen (Kirchenparlament) für eine vierjährige Amtsperiode
− Gutheissen der Synode zum Zusammenschluss von bisher sieben Kirchgemeinden im Oberbaselbiet zu neu drei Kirchgemeinden per 1. Januar 2025
− Stadtrundgang «Pionierinnen im Geist» zu Frauen in der Reformation (500-Jahr-Jubiläum)
− Ausbildung für angehende Laienpredigende, ein Novum in Baselland
− das neue Erscheinungsbild der Kantonalkirche und ein neues gemeinsames Webportal
Da sein für Menschen im Alter
Im Mai 2024 nahm der Pfarrer Tobias Dietrich seine Arbeit als Leiter der neuen Fachstelle Diakonie
ERK BL im Oberen Tor in Liestal auf. «Ein grosser Meilenstein», schreibt die zuständige Kirchenrätin Cornelia Hof-Sippl. Die Fachstelle wirkt im ökumenischen Projekt «Spiritualität und Seelsorge im Alter» der ERK BL mit der Römisch-Katholischen Landeskirche BL mit, bringt die Freiwilligenarbeit in den Kirchgemeinden voran und engagiert sich gemeinsam mit anderen Organisationen für die koordinierte Unterstützung und Beratung von Armutsbetroffenen im Kanton.
Im November 2024 bewilligten die Synoden der beiden Baselbieter Landeskirchen den Massnahmenplan des Projekts «Spiritualität und Seelsorge im Alter». Die Fachstelle Diakonie setzt ihn aktuell zusammen mit allen 31 Kirchgemeinden der ERK BL schrittweise um. Mit diesem ökumenischen Projekt soll die Seelsorge und die soziale Begleitung von Menschen im Alter, im Heim und auch bei ihnen zuhause, gesichert und ausgebaut werden.
Die Freiwilligenarbeit stärken
«Kirchliche Fürsorgegemeinschaft lebt von vielen Freiwilligen und Ehrenamtlichen», schreibt Tobias Dietrich von der Fachstelle Diakonie ERK BL. Doch das wird bekanntlich zunehmend schwieriger, auch in der Kirche. So konnten bei den Gesamterneuerungswahlen in den Kirchgemeinden im vergangenen Jahr nicht alle vakanten Sitze besetzt werden. Die Schwierigkeit, genügend Ehrenamtliche für Ämter zu finden, stimme den Kirchenrat «sorgenvoll», heisst es im Bericht. Trotz der neuen Engagements sei es «für viele Kirchgemeinden eine grosse Herausforderung, Menschen zu finden, die sich ehrenamtlich engagieren wollen», schreibt Kirchenratspräsident Christoph Herrmann.
Als Gegenmassnahme hat die reformierte Fachstelle Diakonie deshalb im Berichtsjahr gemeinsam mit Benevol Baselland zunächst ein Konzept zur Unterstützung bei der Freiwilligensuche erarbeitet. Ein darauf aufbauendes Angebot mit Impulsen, Workshops und Standortbestimmung findet grossen Anklang bei Kirchgemeinden, schreibt Tobias Dietrich.
Kräfte und Kompetenzen bündeln
Synergien nutzen und Ressourcen zusammenlegen − das war ausschlaggebend dafür, dass sich im vergangenen Jahr sieben Kirchgemeinden aus dem Oberbaselbiet mit Gutheissen des Kirchenparlaments entschlossen, zu neu drei Kirchgemeinden zusammenzuwachsen und dies in «grosser Einmütigkeit», schreibt der zuständige Kirchenrat Matthias Plattner im Jahresbericht der ERK BL.
Die ehemaligen Kirchgemeinden Waldenburg-Oberdorf-Niederdort-Liedertswil und Langenbruck schlossen sich zur neuen Kirchgemeinde Langenbruck-Waldenburg-St. Peter zusammen. Die ehemaligen Kirchgemeinden Rothenfluh mit Kienberg, Oltingen-Wenslingen-Anwil und Kilchberg-RünenbergZeglingen bündelten sich zur Kirchgemeinde Schafmatt-Wisenberg. Und die ehemaligen Kirchgemeinden Sissach, Böckten, Diepflingen, Itingen, Thürnen und Wintersingen-Nusshof sind neu als Kirchgemeinde Sissach-Wintersingen zusammen unterwegs. Somit zählt die Reformierte Kirche Baselland seit Jahresbeginn 31 Kirchgemeinden vom unteren bis ins obere Baselbiet.
Jahresrechnung 2024
Im Berichtsjahr wurden erstmals das Budget 2025 und nachgelagert auch der Finanzplan 2026 bis 2028 gemäss den neuen Finanzflüssen erstellt, schreibt die zuständige Kirchenrätin Sandra Bätscher.
Die Jahresrechnung weist einen Überschuss von CHF 584’910 aus, bei einem Aufwand von 23’771’428 Franken und einem Ertrag von 24’356’338 Franken. Der Anteil an Kirchensteuern der juristischen Personen liegt deutlich über dem Budget, der Kantonsbeitrag knapp unter dem budgetierten Wert. Demgegenüber bewegt sich der Aufwand fast überall im budgetierten Rahmen. Auch im Berichtsjahr konnten weitere finanzielle Mittel zugunsten der Kirchgemeinden in Fonds eingelegt werden.
Grosser Wechsel in Kirchenrat und Präsidium
«Das Jahr 2025 wird geprägt sein durch die Übergabe der Aufgaben und Geschäfte vom Kirchenrat der vergangenen Legislatur an den neu gewählten Kirchenrat und dessen neue Präsidentin», schreibt der scheidende Kirchenratspräsident Christoph Herrmann im Jahresbericht 2024 der ERK BL. Er tritt Ende Juni nach über 20-jährigem Wirken in kantonalkirchlichen Gremien, davon zuletzt fünfeinhalb Jahren als Präsident der Reformierten Kirche Baselland, von seinem Amt zurück.
Am 1. Juli 2025 beginnt für den Kirchenrat die neue Legislatur (1.7.2025−30.6.2029) mit vier prominenten Abgängen und vier neuen Mitgliedern im «Regierungsrat» der ERK BL, darunter auch Regine Kokontis, Gemeindepfarrerin in Laufen. Sie übernimmt für die kommenden vier Jahre das Amt als Kirchenratspräsidentin und somit als erste Frau an der «Spitze» der Reformierten Kirche Baselland.